From Fighter To Survivor

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Endlich, die Nachricht auf die so viele seit Mai gewartet haben: mein Krebs ist weg.

Ich hab dem scheiß Teil so viele Ohrfeigen verpasst, dass es abgehauen ist. Jeden Tag auf’s neue gekämpft und gewonnen. Der Krebs hat sich die falsche Person ausgesucht. Oder wie ein Freund meinte: Ich hatte nicht Krebs, der Krebs hatte Eva haha okay genug davon.

Es ist schwierig in Worte zu packen wie ich mich fühle. Ich bin unfassbar glücklich, erleichtert, dankbar, habe das Gefühl ich kann endlich wieder atmen, richtig lachen. Aber es ist auch wahnsinnig hart.

Ende Februar wird es nochmal ein CT geben um die ganze Sache wirklich zu bestätigen, auch wenn momentan alles gut aussieht. Seit Anfang Mai bin ich nun in dieser Situation, dass ich jeden Tag auf’s neue realisieren muss, dass das Leben nicht selbstverständlich ist. Wir alle wissen das eigentlich. Aber wirklich bewusst darüber nachdenken und Entscheidungen dementsprechend fällen, tun die wenigsten von uns. Man sollte meinen, es sei etwas Gutes, dass ich das dieses Jahr verinnerlicht habe. Manchmal ist das auch so. Man fühlt sich motiviert viele Dinge zu erreichen, springt über seinen Schatten und probiert Neues aus. Aber meistens sieht es so aus, dass man wahnsinnig selbstkritisch ist. Jeder Tag an dem man nicht sein volles Potenzial ausgeschöpft hat, fühlt sich an wie verschwendet.

Ich habe die guten Nachrichten schon seit zwei Wochen, aber ich war nicht bereit dazu es allen direkt zu erzählen. Die wichtigsten Leute habe ich angerufen, natürlich. Aber danach brauchte ich erstmal Zeit für mich. Ich dachte, in dem Moment in dem ich erfahre, dass alles gut ist, würde sich alles komplett zum positiven verändern. In Wahrheit fällt aber der ganze Druck den man unterbewusst Monate lang mit sich mitgeschleppt hat, plötzlich von einem ab und man versinkt in einem tiefen Loch. Extreme Müdigkeit, Gleichgültigkeit, sich selbst motivieren fällt meistens schwer, Ängste und Sorgen, emotionale Verwirrtheit, Isolation, Konzentrationsschwäche. Anpassungsstörung nennt sich das Ganze. Die Schwierigkeit sich wieder ins normale Leben einzufinden.

Plötzlich keine Arztbesuche mehr, keine Behandlung, niemand der sich um dich kümmert. Bei meinem Tumor wurde etwas getan, ich konnte mich mehr oder weniger zurück lehnen. Mit meiner Müdigkeit, depressiven Gedanken, Ängsten, werde ich jetzt mehr oder weniger alleine gelassen. Deshalb habe ich für mich entschlossen eine Therapie zu machen. Und ich will ganz ehrlich darüber reden. Das ist nichts wofür man sich schämen muss. So eines krasse psychische Belastung muss man erst mal so gut wegstecken wie ich.

Es ist nicht so, dass man einfach so mit einer Krebserkrankung abschließen kann. Das Leben geht NICHT normal weiter. Die Angst vor einem Rückfall sitzt einem ein ganzes Leben lang im Nacken. Jeden Tag denkt man darüber nach. OfScreenshot_20181127-183901_Instagramfiziell geheilt ist man erst, wenn man fünf Jahre lang keinen Rückfall hatte. Bis dahin alle 3 Monate Tests. Immer wieder abwarten. Nach den fünf Jahren besteht erhöhtes Risiko auf Brustkrebs, durch die Bestrahlung des Brustkorbs. Das mit der möglichen Unfruchtbarkeit durch die Chemo ist auch so eine Sache.

Ich will gar nicht so negativ sein. Ich freue mich wahnsinnig und alle um mich herum auch. Ich will einfach nur erklären, dass nichts so ist wie vorher. Man kann nicht zu seinem alten Leben zurückkehren. Man beginnt ein neues Leben. Wie gesagt, nichts ist mehr wie vorher. Nicht mein Körper und vorallem auch nicht mein Geist.

Ich bin so dermaßen über mich hinaus gewachsen dieses Jahr. Ich denke alles passiert aus einem bestimmten Grund. Das heißt nicht, dass irgendjemand so eine Krankheit verdient hätte. Aber manche Dinge muss man auf die harte Tour lernen. Ich konnte super viele wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen machen. Ich habe mich selber und die Menschen um mich herum von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Neue Freunde hinzugewonnen, angebliche „Freunde“ verloren. Aber vorallem hat sich mein Mindset um 180 Grad geändert.

Ich will die beste Version von mir selbst werden. Ich weiß ich kann alles erreichen, wenn ich es nur wirklich will. Hallo, ich habe Krebs im Stadium 3 besiegt!? 1,25L Tumor Masse die mich fast ersticken lassen hat. Wenn ich das hinkriege, dann ja wohl auch alles andere. Ich beschäftige mich mehr mit mir selbst. Habe endlich eine Morgenroutine. Lese viele Bücher über Selbstoptimierung, Zeitmanagement, innere Zufriedenheit. Ich habe angefangen zu meditieren. Ich habe ein 5-Jahres-Ziel das mich motiviert mich weiter fortzubilden. Ich tausche mich mehr mit anderen Leuten aus. Höre im Auto mehr Podcasts als Musik. Und ich bin bedacht darauf durchweg positive Energie auszustrahlen. Ich möchte andere Leute inspirieren. Und vorallem will ich meine Träume verwirklichen. Ohne Kompromisse.

All die Dinge und Gedanken von denen ich nie wusste, dass ich sie brauche, habe ich jetzt in meinem Leben. Vielleicht war das Ganze tatsächlich für etwas gut.

Aber worauf ich nun besonders negativ reagiere sind Ausreden. Was gesunde Menschen für Gründe finden etwas nicht zu tun ist grandios. Wenn man todkrank ist und trotzdem das ganze Jahr arbeitet und macht was man will, wird man super sensibel, für gesunde Menschen die ihre Zeit verschwenden. Wie gesagt, wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es. Man muss bereit sein dafür Opfer zu bringen. Auf Schlaf verzichten, auf Freunde oder Freizeit. Und wenn man dazu nicht bereit ist, dann will man es nicht wirklich. Merkt Euch das! Ihr seid gesund und ihr seid am Leben! Ihr könnt alles schaffen! Hört auf mit den ganzen Gründen warum ihr irgendetwas nicht könnt! Das ist alles nur in eurem Kopf. Macht es einfach! Ihr lebt nur einmal.

So, nach dem ganzen YOLO, etwas das längst überfällig ist.

DANKE!!!!!

DANKE!!!!!

DANKE!!!!!

Es gab so viele Menschen die immer an meiner Seite waren. Ständig nachgefragt haben. Mir die Daumen gedrückt oder für mich gebetet haben. Ich liebe Euch alle! Ohne Euch hätte ich niemals so stark sein können. Und ohne Euch könnte ich auch jetzt nicht so stark sein.

An erster Stelle meine Eltern und meine Familie. Wenn ich eines gelernt habe: nicht eine Person bekommt Krebs, sondern eine Familie. Ich glaube für Mama und Papa war es die meiste Zeit schwieriger als für mich. Die Angst um das eigene Kind, ich glaube das kann man erst nachvollziehen, wenn man selber Kinder hat. Ich hoffe, dass ich nie in ihrer Situation sein werde. Und trotzdem haben sie mir so viel Kraft und Liebe geschenkt, wie es nur möglich war. Und noch ein bisschen mehr. Ich liebe Euch für immer. Ihr seid meine Helden.

Alle meine Freunde und Bekannte die immer für mich da waren und ein offenes Ohr für mich hatten. Die mich in den Tagen im Krankenhaus besucht und teils genervt (hahaha) oder danach immer wieder aufgemuntert haben. Ganz besonders Juli, Julia, Julia, Julez (ja, die heißen alle gleich haha), Bina, Yase, Naomi, Vanessa, Minh, Marie, meine Crew Svibz, Kang, Valeri, Christian, Beckz, Emily, Noah und so viele andere. Ihr musstet Euch so viel negatives Gelaber von mir anhören. Danke, dass ihr immer ein offenes Ohr für mich hattet und mich ständig mit positiven Worten zurück auf den richtigen Weg geschickt habt. Ohne Euch wäre ich verloren gewesen. Ihr wisst wahrscheinlich nicht mal, wie sehr ihr mir eigentlich geholfen habt. Ich muss so vielen noch persönlich danken.  Ihr seid alles Helden. Danke! ❤

Auf jeden Fall auch danke an Euch, dass ihr immer so fleißig hier gelesen habt. Über 10k Klicks hat der Blog mittlerweile und so viele haben mir immer geschrieben und mich unterstützt. Ich habe auch ein paar Mal von Menschen gehört die ein ähnliches Schicksal erlitten haben und denen ich mit meiner Art helfen konnte. Das ist das größte Geschenk für mich. Ich hoffe ich konnte Euch mit meinen Texten Kraft geben.

Der Blog geht übrigens weiter. Ich habe noch ein paar witzige Stories zu erzählen und vielleicht habt ihr ja noch Bock das ein oder andere zu lesen. Mittlerweile bin ich wieder in der Lage über etwas lustigere Dinge zu schreiben. In letzter Zeit war das nicht immer so einfach.

Bis dahin wünsche ich Euch aber eine schöne Weihnachtszeit.

Genießt das Leben, zieht Euer Ding durch, gebt `nen scheiß drauf was andere denken und lebt!

Peace & #fuckcancer,

Eva

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